Was ist der Grad der Behinderung?
Der Grad der Behinderung (GdB) ist ein Maß für die Auswirkungen einer Gesundheitsstörung auf die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Bei der Feststellung des GdB geht es nicht um die Diagnose selbst, sondern um die daraus resultierenden Einschränkungen im Alltag im Vergleich zu einem gesunden Menschen.
Der GdB wird in Zehnergraden von 20 bis 100 festgestellt. Dabei werden die versorgungsmedizinischen Grundsätze, die in der Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV) festgehalten sind, als Maßstab herangezogen. Eine Feststellung erfolgt nur, wenn mindestens ein GdB von 20 vorliegt.
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Bildung des Gesamt-GdB
Bei mehr als einer Beeinträchtigung oder Erkrankung können die Grade der Behinderung nicht einfach addiert werden. Denn nicht immer ergibt sich automatisch ein höherer Gesamt-GdB. Die Erhöhung hängt vielmehr davon ab, wie sich die verschiedenen Beeinträchtigungen zueinander verhalten und ob sie sich gegenseitig verstärken (3., Teil A, Anlage VersMedV). Betreffen die zusätzlichen Störungen einen anderen Lebensbereich, ist eine Erhöhung wahrscheinlicher.
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Bewertung mehrerer Behinderungen
Liegen bei einer Person mehrere Gesundheitsstörungen vor, wird ein Gesamt-GdB gebildet, der die Gesamtauswirkung aller Funktionsbeeinträchtigungen berücksichtigt.
1. Ausgangspunkt: Die führende Behinderung
Bei der Bildung des Gesamt-GdB wird zunächst die Funktionsstörung mit dem höchsten Einzel-GdB als Ausgangspunkt genommen. Diese wird als „führende Behinderung“ bezeichnet.
2. Berücksichtigung weiterer Funktionsbeeinträchtigungen
Im nächsten Schritt wird geprüft, ob und inwieweit die weiteren Funktionsbeeinträchtigungen das Ausmaß der Behinderung vergrößern. Denn die Einzel-GdB-Werte werden nicht einfach addiert, sondern entsprechend nach der Auswirkung auf die gesamte Funktionsbeeinträchtigung und unter Berücksichtigung der wechselseitigen Beziehungen festgestellt. Dabei kann es sowohl sein, dass sich die Krankheiten oder Beeinträchtigungen überschneiden, als auch, dass sie sich verstärken oder unabhängig voneinander sind.
3. Überschneidungen von mehreren Krankheiten
Betreffen beide Gesundheitsstörungen den gleichen Lebensbereich und überschneiden sich, gilt in der Regel nur der höhere Grad der Behinderung. Ein Beispiel hierfür wäre eine ausgeprägte Hüftarthrose in Kombination mit einer leichteren Funktionsstörung der Lendenwirbelsäule. Da beide Erkrankungen die Gehfähigkeit beeinträchtigen, wird die zusätzliche Wirbelsäulenproblematik den Gesamt-GdB möglicherweise nicht wesentlich erhöhen.
4. Verstärkung der Krankheiten
Andererseits können sich Erkrankungen auch gegenseitig verstärken. Etwa, wenn neben einer Funktionsstörung der Lendenwirbelsäule auch eine Beeinträchtigung der Kniegelenke vorliegt. Da die Knie normalerweise eine Kompensationsfunktion für Rückenprobleme übernehmen, führt ihre Einschränkung zu einer stärkeren Gesamtbeeinträchtigung und es ist wahrscheinlich, dass hier der Behinderungsgrad der führenden Behinderung etwas erhöht wird.
5. Unabhängige Diagnosen
Sind beide Diagnosen voneinander komplett unabhängig, werden diese zwar nicht addiert, aber doch in gewisser Weise zusammengebracht. Beispielsweise, wenn eine Person neben einer Funktionsstörung der Lendenwirbelsäule gehörlos ist. Die zwei Einschränkungen führen zu Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Ein Gesamt-GdB aus dem Zusammenzählen der Einzel-GdB ist wahrscheinlich.
6. Ausnahmen
Zusätzliche leichte Gesundheitsstörungen mit einem GdB von 10 führen in der Regel nicht zu einer Erhöhung des Gesamt-GdB. Auch bei einem Einzel-GdB von 20 ist eine Erhöhung nicht automatisch gerechtfertigt, sondern muss gut begründet werden.
7. Ermessensspielraum des Versorgungsamtes
Die Bildung des Gesamt-GdB erfordert immer eine individuelle Beurteilung und liegt im Ermessen des zuständigen Versorgungsamts. Es gibt keine feste Formel, sondern jeder Fall wird einzeln betrachtet.
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Krankheiten, die den Grad der Behinderung erhöhen
Grundsätzlich können alle Krankheiten, die zu einer wesentlichen Funktionsbeeinträchtigung führen, den GdB erhöhen.
Besonders relevant sind dabei:
- Erkrankungen, die einen anderen Lebensbereich betreffen als die führende Behinderung.
- Störungen, die sich negativ auf die Kompensationsfähigkeit auswirken.
- Beeinträchtigungen, die in Wechselwirkung mit der Haupterkrankung stehen.
Gutachtliche Stellungnahme
Das zuständige Versorgungsamt fasst ihre gesundheitliche Gesamtbewertung in einer gutachtlichen Stellungnahme zusammen. Darin wird dargelegt, wie die einzelnen Beeinträchtigungen und der Gesamt-GdB bewertet wurden. Sollte Ihr Grad der Behinderung zu niedrig sein und Sie nicht die Leistungen erhalten, die Ihnen zustehen, lohnt es sich, die Stellungnahme von einem Rechtsanwalt mit Spezialisierung auf Sozialrecht überprüfen zu lassen und gegebenenfalls Widerspruch einzulegen.
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